Schlagwort: Kasernenkonversion

Der eigentliche Anlass für die Vereinsgründung der BAUSTELLE SONTHOFEN ist die in einigen Jahren stattfindende Konversion der Jäger- und der Grüntenkaserne und unser großer Wunsch, dass sich Sonthofen dort ein Stück weit neu erfindet…
„Konversion“ bedeutet schlicht und einfach „Umwandlung“ und Umwandlung ist ein gutes Stichwort für das, was in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf Sonthofen zukommen wird.

Über einen langen Zeitraum hat sich Sonthofen als Garnisonsstadt wirtschaftlich und infrastrukturell prächtig entwickelt. Die Kasernen sorgten sowohl für einen großen Stamm an hier ansässigen Soldaten mit Familien, als auch für eine große Fluktuation an Lehrgangsteilnehmern, die die Stadt zusätzlich belebten. Durch die Umstrukturierungen bei der Bundeswehr mit u.a. starker Verringerung der Truppenstärke verliert die Stadt jetzt aber nicht nur einen Teil ihrer Wirtschaftskraft, sondern auch ein Stück ihres Selbstverständnisses bzw. der Identität.

Umso wichtiger ist es, was auf den Kasernenflächen künftig passieren wird. Denn hier entstehen zwei echte neue Stadtteile für Sonthofen! Und wir von der BAUSTELLE SONTHOFEN wünschen uns sehr, dass für deren Entwicklung ein neuer Qualitätsanspruch in der Stadt etabliert wird.

Dabei ist von 2010 bis 2013 mit dem ISEK (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) zunächst eine sehr gute Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung der Stadt entstanden. Darin wurden verschiedene mögliche Entwicklungsszenarien Sonthofens miteinander verglichen, wobei sich jenes mit dem Schwerpunkt ‚Wohnen und Bildung‘ schließlich durchsetzen konnte (der zusätzliche Schwerpunkt ‚Gewerbe‘ wurde nicht im gemeinschaftlichen Verfahren mit Bürgerbeteiligung beschlossen und gilt daher bei der BAUSTELLE SONTHOFEN als fragwürdig, auch weil die städtebaulichen Potentiale Sonthofens für die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen objektiv betrachtet leider relativ limitiert sind).

Die im ISEK formulierten grundsätzlichen Potentiale Sonthofens (z.B. die Ausprägung des öffentlichen Raumes und der Grünstruktur, die Vernetzung mit der umliegenden Landschaft (vor allem Fuß- und Radwege), Angebot von Wohnformen für unterschiedliche Bedürfnisse, Bereitstellung von Gebäuden für Bildungseinrichtungen, Entwicklung eines städtischen Naherholungsgebietes an der Ostrach) sollten jetzt in den kommenden Jahren mit Leben erfüllt werden, wobei die Formulierung von Qualitätszielen für die neuen Stadtquartiere sicher ein wichtiger nächster Schritt wäre.

Welche Qualitäten dies im Einzelnen sein könnten, sollte möglichst und breit und öffentlich diskutiert werden – auch hier plädiert die BAUSTELLE SONTHOFEN natürlich für eine angemessene Bürgerbeteiligung.
Als unumgänglich sehen wir allerdings auch die Etablierung einer Wettbewerbskultur für Sonthofens Weiterentwicklung. Ungewöhnliche Aufgaben bedürfen auch ungewöhnlicher Maßnahmen und Anstrengungen. In diesem Sinne kann es sich Sonthofen nicht länger leisten, auf das wichtigste Instrument zur Erlangung baulicher Qualität – den Architektenwettbewerb – zu verzichten. Wir finden, dieses Streben nach baulicher Qualität sollte einfach zum Selbstverständnis und zum Selbstbewußtsein einer Kreisstadt gehören, gerade auch vor dem Hintergrund der gestalterischen und strukturellen Vorbelastungen von Sonthofen (Verlinkung Sonthofen im Oberallgäu – eine baukulturelle Betrachtung).

In baukultureller Hinsicht ist also noch Einiges zu tun für Sonthofen, wenn die Konversion von Jäger- und Grüntenkaserne tatsächlich als „Jahrhundertchance“ für die Stadt genutzt werden will. Denn dann muss der Qualitätsbegriff für alle Maßnahmen die Konversion betreffend höchste Priorität in der Lokalpolitik erhalten und entsprechende Schritte eingeleitet und gegangen werden. Die BAUSTELLE SONTHOFEN hofft, diesen Weg Sonthofens begleiten und mit der Vereinsarbeit einen kleinen Beitrag dazu leisten zu können.